Hat der Synodale Weg ein Kommunikationsproblem?

Ein Kommentar der Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz

 

Der Hl. Stuhl hat am vergangenen Donnerstag eine Erklärung veröffentlicht, in der es u.a. heißt: „Der „Synodale Weg“ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten. Es wäre nicht zulässig, in den Diözesen vor einer auf Ebene der Universalkirche abgestimmten Übereinkunft neue amtliche Strukturen oder Lehren einzuführen, welche eine Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und eine Bedrohung der Einheit der Kirche darstellen würden“.

 

Die Reaktion der Präsidenten des Synodalen Weges – Bischof Bätzing und Frau Irme Stetter-Karp – erfolgte am gleichen Tag. Verwunderung und Irritation über die vatikanische Erklärung wurden geäußert und dass man „nicht müde“ werde, „zu betonen, dass die Kirche in Deutschland keinen „deutschen Sonderweg“ gehen“ werde.

 

Fast gleichlautende Reaktionen von Seiten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gab es auf besorgte Äußerungen der Bischöfe aus Polen, Nordeuropa, Amerika und anderen Teilen der Weltkirche. Auch hier wurde mit „Verwunderung“ und „Irritation“ reagiert und hervorgehoben, dass man keinen deutschen Sonderweg anstrebe.

Wie kommt es aber dann dazu,  dass sich so große Verständnisprobleme bzgl. der Richtung und des Inhaltes des Synodalen Weges ergeben, die auf der einen Seite Bischöfe in anderen Ländern auf den Plan rufen, ihre Besorgnis kund zu tun – und auf der anderen Seite diese Besorgnis bei den Insidern des Synodalen Weges wiederum Verwunderung und Irritation auslöst?

Um Bedenken, Sorgen und Anfragen zu zerstreuen, beruft man sich auf die Satzung und Geschäftsordnung des Synodalen Weges, in denen es heißt: „Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung. Die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibt durch die Beschlüsse unberührt… Beschlüsse, deren Themen einer gesamtkirchlichen Regelung vorbehalten sind, werden dem Apostolischen Stuhl als Votum des Synodalen Weges übermittelt.(Artikel 11 und 12).“.

Wie aber kommt es dann, dass sogar der Hl. Stuhl im oben zitierten Text vor einer drohenden „Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und der Einheit der Kirche“ warnt?

Haben weder der Vatikan noch die Bischöfe in anderen Ländern, noch kritische Stimmen in Deutschland schlichtweg nicht verstanden, was der Synodale Weg ist und was er will, bzw. nicht ist und nicht will?

Wenn dem so ist, darf man sicher die Frage stellen, ob der Synodale Weg möglicherweise ein Kommunikationsproblem hat?

Denn in der breiten Öffentlichkeit wird sich wahrscheinlich niemand intensiv mit den vielen Texten, Formulierungen, Abstimmungen, Ergänzungen und Textänderungen beschäftigt haben oder beschäftigen können. Stattdessen ist offensichtlich der Eindruck entstanden, der Synodale Weg wolle eben doch die Lehre der Kirche verändern, oder eben doch einen Sonderweg gehen: Aufhebung des Zölibats, Frauenpriestertum, Änderungen in der Sexualmoral usw. Diesen Eindruck mag man vielleicht nicht unbedingt aus den Grundlagentexten des synodalen Weges herauslesen, doch werden diese Forderungen erhoben und bleiben unwidersprochen – übrigens bis hin zur Forderung von Frau Irme Stetter-Karp nach einer flächendeckenden Ermöglichung der Abtreibung in Deutschland, die ebenfalls unwidersprochen blieb – mit Ausnahme einer Mitteilung des Pressesprechers der DBK, diese Forderung widerspräche „der Haltung der Deutschen Bischofskonferenz“. Kein Wort davon, dass die katholische Kirche Abtreibung – so sehr sie gesellschaftlich auch akzeptiert sein mag – als „verabscheuungswürdiges Verbrechen“ (GS 51) bezeichnet.

Wenn solchen und ähnlichen Forderungen nicht widersprochen wird, wenn sie stillschweigend geduldet oder sogar noch unterstützt werden, ist es sicher kein Wunder, wenn die zentralen Themen des Synodalen Weges scheinbar so missverstanden werden. Anstelle von Verwunderung und Irritation sollte eine klarere Kommunikation treten, die sich auch nicht scheut, überzogenen Sichtweisen und Forderungen entgegenzutreten.