Bistum Oslo erhebt Anklage gegen den norwegischen Staat

Das katholische Bistum Oslo hat am Dienstag (03.05.16) offiziell Anklage gegen den Staat Norwegen erhoben. Hintergrund ist die Streitfrage über die Zuschussrückzahlungsforderungen des Staates in Höhe von insgesamt rund 40,5 Mio. norwegischen Kronen – 4 Mio Euro - für die Jahre 2011-2014, nachdem bekannt wurde, dass die Katholische Kirche auch Nicht-Katholiken als Mitglieder registriert hatte.

Wer gehört zur Katholischen Kirche?

Das ist die Kernfrage, um die sich der Streit zwischen dem Staat und der katholischen Kirche letztlich dreht. Wer Katholik ist und aus einem anderen Land nach Norwegen einwandert, ist nach wie vor Katholik und damit auch Mitglied der katholischen Kirche in Norwegen, argumentiert das Bistum. Doch genau dies sieht der norwegische Staat anders. Für ihn gilt nur als Mitglied der katholischen Kirche und ist somit zuschussberechtigt, wer sich bei Zuzug aus einem anderen Land aktiv und mit Angabe seiner Personennummer neu als Mitglied der Katholischen Kirche in Norwegen hat registrieren lassen.

Gleichzeitig gilt diese Regelung jedoch nicht für alle Glaubensgemeinschaften im Land. Wer beispielsweise der evangelischen Kirche in Schweden angehört und nach Norwegen auswandert, ist automatisch Mitglied der schwedisch-lutherischen Kirche in Norwegen und diese somit berechtigt zum Erhalt öffentlichen Zuschusses aus der norwegischen Staatskasse.

Hat der Staat der Katholischen Kirche zu viel Zuschuss gezahlt?

Ja, sagt die Katholische Kirche, und zwar für die Menschen, die in das katholische Mitglieder-verzeichnis aufgenommen wurden, jedoch nicht katholisch waren. Diese Zahl ist jedoch im Vergleich zur Anzahl der im Land lebenden Katholiken verschwindend gering. Auch räumt das Bistum Oslo ein, dass bei der Registrierung von Mitgliedern durch Einzelpersonen kritikwürdige Methoden benutzt wurden, so beispielsweise die Nutzung von Telefonbüchen und öffentlichen Registern. Doch die de facto Anzahl der im Land lebenden Katholiken – zum allergrössten Teil Einwanderer – übersteigt bei weitem die Zahl der registrierten Mitglieder.

Bistum Oslo erklärt: „Wir haben zu keiner Zeit zu viel Geld vom Staat bekommen.“

In der Presseerklärung des Bistums Oslo heißt es: „Ja, wir räumen ein, dass das Bistum ein einer begrenzten Periode eine kritikwürdige Methode zur Registrierung von Katholiken benutzt hat, leider zum Nachteil von einzelnen Personen und zu Lasten der Aufsichtsbehörden. Dies haben wir bedauert, wir bedauern es weiterhin und wir haben es geschafft, damit aufzuräumen. Aber wir haben zu keiner Zeit zu viel Geld ausgezahlt bekommen. Die Durchsicht unserer Mitgliedsregister hat gezeigt, dass die meisten – vom Staat als falsch registriert bezeichneten – Mitglieder ihr ganzes Leben lang katholisch waren.“